Es wird Frühling, auch am Himmel
Wenn man nach Einsetzen der Dunkelheit Richtung
Westen sieht, dann kann man die untergehenden
Wintersternbilder noch dicht am Horizont sehen:
Der Himmelsjäger Orion mit seinen drei markanten
Gürtelsternen steht unmittelbar am Horizont. Beteigeuze, der linke
Schulterstern, hat fast wieder ihre alte Helligkeit erreicht. Die Staubwolke,
die sie verdunkelt hat, ist vorbeigezogen. Rechts neben Orion, fast genau im
Westen, sieht man den rötlich leuchtenden Riesenstern Aldebaran im Stier. Noch
weiter rechts auf gleicher Höhe steht eine kleine Sternengruppe, die Plejaden,
eine Ansammlung junger Sterne.
Immer alle dem strahlt immer noch unübersehbar hell
der Planet Venus als Abendstern.
Nun blicken wir nach Osten:
Hoch am Himmel steht der Große Wagen, senkrecht
nach oben ausgerichtet. Er fällt durch den charakteristischen Wagenkasten auf,
an den die Deichsel, ein flaches Sternendreieck, anschließt. Wir würden eher
heute von einer Handkarre sprechen, andere Kulturen bezeichnen das Sternbild
als Große Schöpfkelle. Der Große Wagen ist eigentlich nur ein Teil des
Sternbildes Großer Bär, das aber wegen der lichtschwachen Sterne nicht so
auffällig ist.
Neben dem mittleren Deichselstern Mizar sieht man,
wenn man gute Augen hat, einen
lichtschwachen Stern, Alkor, der zufälligerweise in der gleichen Blickrichtung
steht. Man nennt ihn auch den Augenprüfer, eben weil er so schwer zu erkennen
ist.
Mit Hilfe des Wagenkastens kann man auch die
Nordrichtung und damit den Polarstern finden:
Dazu verlängert man die Verbindungslinie der hinteren
beiden Kastensterne etwa um das Fünffache, dann trifft man auf den am Ende der
Deichsel des Kleinen Wagens stehenden Polarstern. Unter ihm ist dann der
Nordpunkt des Horizontes.
Die Deichsel des Großen Wagens beschreibt einen
Bogen, der zum alten Riesenstern Arkturus im Sternbild Bootes führt und weiter
zur Spica im Sternbild Jungfrau. Bootes und Jungfrau gehören, ebenso wie das gerade
aufgehende Sternbild Herkules, zu den Frühlingssternbildern: Im Westen
verschwinden die Wintersternbilder und im Osten tauchen die Frühlingssternbilder
auf.
Die Ursache der jahreszeitlichen Verschiebung der Sternbilder
am Himmel ist der Umlauf der Erde um die Sonne: Jeden Tag verschiebt sich der
Anblick des Sternenhimmels um knapp vier Minuten, das summiert sich auf etwa
eine halbe Stunde pro Woche und schließlich auf einen ganzen Tag im Jahr. Dann
fängt der Zyklus von vorne an.
Die Bewegung der Sonne von Osten nach Westen, so
wie wir sie sehen, ist sozusagen die Summe aus zwei scheinbaren Bewegungen:
einmal der täglichen Bewegung von Osten nach Westen in knapp 24 Stunden durch
die Erddrehung und der viel langsameren jährlichen Bewegung durch den Umlauf
der Erde um die Sonne in entgegengesetzter Richtung.
Da die Drehachse der Erde schräg zur Bahnebene der
Erde steht, ändert die Sonne dadurch auch ihre mittägliche Höhe über dem
Horizont: Im Sommer steht sie mittags in Kassel bis zu 62° und im Winter nur
14° hoch. Dadurch erwärmt sich der Boden unterschiedlich stark und es kommt zu
den bekannten Jahreszeiten.
Auf dem Weg zum Sommer kann man somit in den
nächsten Wochen erkennen, wie die Sonne jetzt jeden Tag mittags etwas höher
steht und morgens weiter im NO aufgeht bzw. abends weiter im NW untergeht: Der
Frühling geht in den Sommer über. Hoffentlich nicht nur am Himmel!
Hinweis:
Auch im April bleibt die Sternwarte auf dem SFN wegen
der Corona-Pandemie für die Öffentlichkeit geschlossen. Aktuelle Bilder vom
Kasseler Himmel werden aber täglich in https://astronomiekassel.blogspot.com
veröffentlicht.
Planeten im April:
Merkur: unbeobachtbar dicht bei der Sonne
Venus: Abendstern, hell leuchtend abends im
Westen
Mars: Aufgang morgens im SO
Jupiter: hell leuchtend morgens im SO
Saturn: steht zwischen Mars und Jupiter am
Morgenhimmel
Sternkarte mit Frühlingssternbildern,
Bernd Holstein, AAK, für 20.4., 22.00
Uhr
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