Der schwarze Himmel und die
Ausdehnung des Kosmos
Wer im Juni bei klarem Himmel die Sterne beobachten
möchte, muss lange warten. Um 23.00 Uhr sieht man von Kassel aus das
Frühlingssternbild Löwe über dem Herkules untergehen. Der hellste Stern ist der
78 Lichtjahre entfernte Regulus. Mit der dreifachen Masse der Sonne bringt er
es bei 12 000 Grad auf die doppelte Außentemperatur. Mit 250 Millionen Jahren
zählt er eher zu den jüngeren Sternen.
Erst gegen
23.30 Uhr ist es dunkel genug, um im Südwesten links oberhalb vom Löwen die
Jungfrau mit dem hellen Stern Spica zu sehen. Im Süden taucht dann dicht über
dem Horizont der berühmte Stachel des Skorpions auf, dessen hellster Stern
Antares gerade so über dem Horizont sichtbar ist. Der 600 Lichtjahre entfernte Antares
ist ein Riesenstern, am Ende seines Lebens angekommen. Auch ein weiterer alter
Riesenstern ist zu sehen, er steht rötlich leuchtend im Südwesten auf halber
Höhe: Arkturus im Sternbild des Bootes. Später ind er Nacht folgen der sehr
helle Jupiter und Saturn, der Ringplanet.
Die Sommernächte sind kurz und hell und bieten
wenig Gelegenheit zu ausführlichen Sternbeobachtungen. Aber immerhin, wir sehen auch jetzt Sterne,
und das ist nicht selbstverständlich wie schon Johannes Kepler und der Bremer
Arzt Heinrich Olbers erkannt haben. Kepler schrieb schon 1610 an Galilei, dass
ein unendlich großes Universum zu einem „Himmelsgewölbe so hell wie die Sonne“
führen müsste.
Wir wissen heute, dass Galaxien aus Milliarden von
Sternen die Bausteine des Universums sind. Hunderte von Milliarden von Galaxien
können wir mit modernen Teleskopen nachweisen. Zwischen ihnen gibt es riesige
Gebiete, angefüllt mit dünnem Gas und Dunkler Materie, die also nicht leer
sind, aber kein Licht abgeben. Wäre der Kosmos aber Billionen mal größer, so würden
die Galaxien am Himmel lückenlos aneinandergereiht sichtbar sein, vorausgesetzt
der Kosmos wäre auch Billionen mal älter, damit uns das Licht aller, auch der entferntesten,
Galaxien erreichen würde.
In einem ausreichend alten und großen Universum
würde es also nachts nicht dunkel werden.
Ein Blick an den Sternenhimmel zeigt uns aber etwas
anderes: Der Raum zwischen Sternen und Galaxien ist dunkel, der Himmel ist
schwarz. Der Kosmos muss also immer noch sehr jung sein, so dass uns noch nicht
das Licht aller Galaxien erreicht hat. Wir sehen in Bereiche und Zeiten hinein,
zu denen es noch keine Galaxien gab:
Wir blicken aus unserer Galaxie hinaus in die
Ferne, sehen junge kleine Galaxien und schließlich das dunkle junge Universum
ohne Sterne, ohne Galaxien, wir blicken in die Schwärze des Anfangs unseres
Kosmos.
Diesen Anfang nennt man Urknall, eine winzige
hochverdichtete heiße Ansammlung von Strahlung.
Da der Kosmos sich ausdehnt, kühlt sich die
Strahlung ab, nach 300 000 Jahren haben sich aus ihr Materieformen gebildet,
aus denen dann die Galaxien des heutigen Kosmos entstanden sind.
Heute können wir die Strahlung des Urknalls nicht
mehr mit freiem Auge erkennen, nur deshalb erscheint uns der Himmel zwischen
den Galaxien als schwarz.
Aber mit Mikrowellenteleskopen lässt sich die
Strahlung des Urknalls bei einer Temperatur von 3 Grad über absolut Null noch
heute registrieren: Hätten wir Mikrowellenaugen wäre der Nachthimmel hell und
nicht schwarz!
Die Ausdehnung des Universums bestimmt seine
Entwicklung vom konzentrierten Urknallgas zum heutigen Zustand. Seit
Jahrzehnten versuchen Forschende diese Ausdehnung zu messen. Ihre Werte liegen
zwischen 65 und 75 km Abstandsvergrößerung pro Sekunde und pro 3,3 Millionen Lichtjahre
Abstand.
Aber die vielen mit verschiedenen Messverfahren
gewonnenen Ausdehnungsraten passen nicht zusammen. Wir wissen nur, dass der
Kosmos sich ausdehnt und dass diese Ausdehnung seit 5 Milliarden Jahren sich
ständig beschleunigt.
Die Ursache dieser Beschleunigung kennen wir nicht.
Wir haben ihr aber einen Namen gegeben: Dunkle Energie.
Niemand weiß, was das ist. Die Dunkle Energie aber
bestimmt die Entwicklung unseres Kosmos.
Angebot:
Unter sfn-kassel.de/live hält KP Haupt am Di, 30.6.
um 18.00 Uhr einen Online-Live-Vortrag zur Ausdehnung unseres Universums: Wie
schnell dehnt sich der Kosmos wirklich aus?
Sternwarte auf dem SFN wieder geöffnet:
Immer samstags ab Dämmerungsbeginn nach
Voranmeldung unter kphaupt@sfn-kassel.de
für Gruppen aus einer Familie/Wohngemeinschaft
Planeten im Juni:
Merkur: Beendet seine Abendsichtbarkeit
Venus: Ab Mitte Juni Morgenstern
Mars: Nach Mitternacht im SO
Jupiter: Um Mitternacht Aufgang im SO
Saturn: Folgt Jupiter weiter im SO
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