Sonnenuntergang in Kassel (Lara Bendig)

Freitag, 30. August 2019

Warum wir Astronomie in den Schulen unterrichten sollten, Teil 2

In der Mittelstufe lernen Jugendliche die geographische Umgebung ihres Wohnortes kennen: Heimatkunde und Erdkunde vermitteln ein Bild des Lebensraumes.
Dazu gehört aber auch der Lebensraum Kosmos, der besonders noch hinterfragt, welche Stellung denn der Mensch im Kosmos besitzt.

Wir wissen (!) heute, dass Milliarden von Planeten um andere Sterne kreisen, wir wissen, das organische Materialien tonnenweise in Sternentstehungsgebieten vorliegen, wir untersuchen Lebensbedingungen auf erdähnlichen Planeten und wir planen Raumfahrtprojekte, die in den warmen Ozeanen der Jupitermonde nach Leben suchen.

Das alles relativiert viele überzogene Selbsteinschätzungen der Menschen. Wir erkennen, welche Verantwortung wir für unseren Planeten übernehmen müssen und erahnen, dass es keinerlei "kosmische Konsequenzen" hat, wenn wir dieser Verantwortung nicht nachkommen.

Wer thematisiert das in der Schule? Welche Lehrer/innen haben das für sich selbst thematisiert und können es in ihrem Unterricht einbauen?

Ich fordere, dass Astronomie nicht nur in AG - Form einigen wenigen Jugendlichen angeboten wird, sondern das jeder Schüler, jede Schülerin in der Mittelstufe Regelunterricht in Astronomie erhält.

In einigen östlichen Bundesländern ist das seit Jahrzehnten der Fall. Warum lernen wir nicht von ihnen?

Wir müssen natürlich Lehrer/innen dazu ausbilden und Lehrpläne entwickeln und Stundentafeln verändern.
Wenn wir aber junge Menschen nachdenklich stimmen wollen über alles, was ihre Selbsteinschätzung und ihre Stellung nicht nur auf der Erde angeht, müssen wir damit beginnen!

Die Tendenz dazu diesen Weg zu gehen  strebt aber gegen Null!

Und unter den  vorhandenen Umständen scheint die Bereitschaft in Schulverwaltung und Kollegien wenig vorhanden zu sein.

Beispiel:

Die Sternwarte auf dem SFN ist eine der am besten ausgerüsteten Schul- und Volkssternwarten Hessens. In ihrer Umgebung ( 0,5 m bis 3 km) sind 5 große Gymnasien und drei Real- bzw. Gesamtschulen und ich schätze etwa 4 Grundschulen, also mindestens 12 Schulen. Im etwas weiteren Umkreis kommen mindestens weitere 6 Schulen dazu.
Als wir die Sternwarte eröffneten, haben wir mit einem großen Andrang regelmäßiger Besuche von Klassen und Kursen gerechnet. Wir können sie in einem Jahr an einer Hand abzählen....

Woran liegt das? Fehlende Bereitschaft der Kolleg/innen diesen ausschulischen Lernort einzubinden?
Problematische Planung wegen wenig  voraussagbaren Wetterbedingungen? Hürden durch die Schulverwaltung?

Ich weiß es nicht...

Bei spektakulären Ereignissen (Finsternisse, Planetentransfers) gelingt es uns schon viele Klassen zu mobilisieren (manchmal bis zu 750 Jugendliche), aber bundesweit wurden bei einer partiellen Sonnenfinsternisse sogar Pausen verlegt und Vorhänge zugezogen, weil Lehrer/innen und Schulleitungen der Meinung waren, es sei zu gefährlich die Jugendlichen und Kinder den Sonnenstrahlen auszusetzen.

Bei uns standen 750 Jugendliche hinter Sonnenfilterwänden, nutzen SoFi-Brillen oder sahen Livebilder in großen Räumen an, die von unseren Fernrohren übertragen wurden.

Aber trotzdem: Wir können nicht immer für spektakuläre Ereignisse sorgen, wir müssen uns was für den Regelunterricht und den Alltag einfallen lassen und wir müssen Lehrer/innen fortbilden, damit sie bei einer Sonnenfinsternis adäquat reagieren können!

Im nächsten  Post komme ich zur Oberstufe und zeige, wie ich erfolgreich Jahrzehnte lang viersemestrige Grundkurse mit Abiturrelevanz durchführen konnte.


Leider gewollt (nicht von mir) eine vergangene Ära...





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