Ehemaligentreffen:
Ältere Damen und Herren, die ich in der Tat als einige meiner ersten Schüler/innen an der ASS wiedererkenne, schwärmen von einer Klassenfahrt nach Sylt und von einer Nacht am Meeresstrand. Damals hatte ich mit den 8.Klässlern Perseiden beobachtet. Wir lagen auf Luftmatratzen, Decken, sahen in den Sternenhimmel, stundenlang.
Über 35 Jahre später sprechen sie noch von einer nachdrücklichen Wirkung und eine Mutter sagt mir, dass sie mit ihren Kindern das später wiederholt hat.
Da ist mir klar geworden, wie nachhaltig eine einfache Hinführung zur Astronomie wirken kann.
Zur Zeit fragt Schule aber immer weniger danach, was sie IN den Jugendlichen bewirkt sondern vermehrt danach wie sie Abläufe und Prozesse möglichst reibungsfrei organisieren kann.
Das Selbstverständliche ist zur zentralen Aufgabe geworden...das Eigentliche wird immer mehr vergessen.
Mit dieser Post - Serie möchte ich den (lokalen) Zustand des Astronomieunterrichts an Schulen beschreiben, aber auch meine bisherigen Erfahrungen damit diskutieren.
Ich habe vor den Sommerferien eine Petition an den Verein für Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Unterricht und jetzt nach den Ferien an die Kultusministerien mit unterschrieben.
Im letzten Heft "Sterne und Weltraum" ist ein Bericht des Initiators dieser Petitionen zur Lage des Astronomieunterrichts erschienen.
Wie alles bei mir begann...
Als 11-jähriger sah ich zum ersten Mal durch ein Fernrohr und nahm den Sternenhimmel bewusst wahr. Sehr erstaunt war ich damals (1964) schon, dass eigentlich niemand in meiner Umgebung etwas über Planeten, Sterne und Kosmos wusste, geschweige denn besonders daran interessiert war.
Ich reagierte damals schon durch Zwangsverpflichtungen meiner Verwandten und Nachbarn zu astronomischen Diavorträgen...
Ende der 50-ger Jahre produzierte der Astronom Rudolf Kühn zahlreiche Fernsehsendungen zu astronomischen Themen (bis er 1963 bei einem Autounfall starb). Ich verschlang als Jugendlicher seine hervorragend geschriebenen populärwissenschaftlichen Bücher.
In einem seiner Bücher begründete er, warum er Astronomie so in der Öffentlichkeit verbreiten wollte:
"Ein Mensch, der richtige Vorstellungen vom Kosmos besitzt, wird sich in seinem ganzen Leben, bis in die kleinen Dinge des Alltags hinein, anders verhalten als jemand der dieses Wissen entbehrt."
Man mag streiten, wie stark diese Aussage wirklich zutrifft, aber ich denke, so daneben lag Kühn nicht. Für mich wurde es jedenfalls so etwas wie ein prägendes Lebensmotto.
Und eigentlich steckt in diesem Satz die beste Begründung dafür, warum man Astronomie in den Schulen unterrichten sollte.
Dazu mehr in den nächsten Post dieser Serie.
Ich selbst studierte dann Astrophysik, entschloss mich aber im Schuldienst junge Menschen u.a. zu dieser Wissenschaft zu führen.
Als Referendar führte ich 1980 Oberstufen-Grundkurse zur Astrophysik durch und entwickelte daraus ein Curriculum für Astronomieunterricht, das 1982 dann auch veröffentlicht wurde.
In den Jahren danach war es recht leicht Astronomiekurse in der Oberstufe anzubieten.
Die Albert-Schweitzer-Schule in Kassel hatte darin seit 1975 eine langjährige Tradition, aus der dann 1982 zweijährige Grundkursfolgen zur Astrophysik entstanden.
Wird fortgesetzt.
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