Zuerst müssen wir ganz sauber zwei Begriffe trennen, die oft falsch benutzt werden:
Verstehen und Erklären:
Etwas erklären bedeutet es auf
allgemeine Gesetzmäßigkeiten, axiomatische Eigenschaften, zurückführen. Beim Erklären arbeitet man oft mit Formeln
Etwas verstehen bedeutet es in einen
Sinnzusammenhang unserer Erfahrung, Wahrnehmung und Sprache einzuordnen. Wenn wir etwas verstanden haben, können wir darüber reden.
Die Welt der Quanten ist somit nicht verstehbar, aber erklärbar.
Warum? Weil es für viele Eigenschaften der Quanten keine Alltagserfahrung gibt: Es gibt keine Orte, dafür die seltsame Eigenschaft der Verschränkung...und auch der Spin hat wenig mit einer Rotation zu tun.
Wir müssen somit gar nicht die Quantenwelt verstehen, sondern im Gegenteil die
klassische Welt mit Hilfe der Quantengesetze erklären.
Das ist das seit Jahrzehnten vorliegende Missverständnis!
Die seltsame Quantenwelt
Ohne auf Details einzugehen, sollen nur einige der seltsamen (weil nicht mit Alltagserfahrungen verstehbaren) Eigenschaften der Quantenwelt angegeben werden:
-
- Prozesse
finden zufällig statt, ohne Ursachen in inneren Eigenschaften der Systeme.
-
- Mögliche
Zustände können in Überlagerungen existieren.
-
- Ein
unbekannter quantenmechanischer Zustand kann nicht kopiert werden ( da er aus
beliebig vielen Überlagerungen entstanden sein kann).
-
- Objekte
sind nicht lokal, d.h. räumlich weit getrennte Objekte sind miteinander
verbunden, sie sind ein Quantenobjekt (Verschränkung).
- - Größen
wie Ort und Impuls, Energie und Zeit etc. existieren nicht gleichzeitig
(Unbestimmtheitsbeziehungen), d.h. es gibt keine Bahnen in der Quantenwelt und
z.B. der Energieerhaltungssatz ist in der Quantenwelt ungültig, er stellt nur
eine klassische Näherung dar.
- - Es
gibt kleinstmögliche Wechselwirkungen (beschrieben durch h) so wie es ein Bit
als kleinstmögliche Informationseinheit gibt.
-
- Eingesperrte
Objekte können nur bestimmte Energien annehmen (z.B. Elektronen in Atomen).
-
- Quantenobjekte
verlieren ihre Quanteneigenschaften durch Wechselwirkungen mit der Umgebung,
sie werden klassisch (Dekohärenz).
- - Quantenobjekte
sind zeitlos, ihre Eigenschaften beinhalten nur Möglichkeiten. Erst durch
Wechselwirkungen werden bestimmte Eigenschaften faktisch.
- -
In
der Quantenwelt ist das Kausalgesetz weder anwendbar (Ausgangszustände nicht
bekannt) noch gültig (Wirkungen zufällig).
Klassische Eigenschaften, wie Orte,
Wege entstehen erst durch die Wechselwirkung von Quantenobjekten untereinander.
Die klassische lokal-realistische (d.h. es liegen reale Orte vor) Makrowelt ist eine emergente Eigenschaft der
Quantenwelt.
Nur bei absoluter Isolation von
Objekten bleiben Quanteneigenschaften erhalten (unabhängig von der Ausdehnung
der Objekte!). Dies gelingt in der Regel nur bei Mikroobjekten.
Die Ordnung der Erscheinungen mit
kausalen Verknüpfungen ist eine Konstruktionsleistung unseres Gehirnes und entsteht durch unseren Erkenntnisprozess (mehr hat übrigens Kant auch nie gesagt, auch er hat erkannt, dass das "Ding an sich" unserer Erkenntnis nicht zugänglich sein muss).
Warum gibt es die klassische Welt?
Durch den Wechsel vom Möglichen zu
Fakten wird die Welt einfacher. Sobald
die Anzahl der sich überlagernden Wahrscheinlichkeitswellen größer wird, werden
die Beziehungen der Möglichkeiten komplexer. Durch Dekohärenz, d.h. Zerstörung
des Interferenzmusters, wird aus den vielen Möglichkeiten eine ausgewählt.
Plotin: „ Die Natur hat ein Schauen
in sich, und das was sie erschafft, erschafft sie wegen des Schauens.“
Damit trifft er ins Schwarze der modernen Interpretation der Quantenmechanik, die im wesentlichen von dem im Frühjahr verstorbenen Dieter Zeh entwickelt wurde (Dekohärenzmodell).
In den nächsten Plots werden wir die Unbestimmtheiten besonders besprechen, können dann die Vakuumfluktuationen erklären (nicht verstehen) und uns dann an die Erklärung der Entstehung unseres Universums machen....
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