Sonnenuntergang in Kassel (Lara Bendig)

Donnerstag, 30. Dezember 2021

Eine kalte Nacht am Dörnberg

 David Scherf schreibt:

Ich war in der Nacht vom 21. auf 22.12. mit meinem Teleskop am Dörnberg, um die erste wirklich klare Nacht seit langen Nutzen zu können. Leider mal wieder kurz nach Vollmond, sodass ich keine Breitbandtargets wie Galaxien fotografieren konnte, da diese vom hellen Mondlicht überstrahlt werden. Daher bin ich auf Nebel ausgewichen, die stark in H alpha (656nm) leuchten und somit mit Schmalbandfilter (OptolongLExtreme) besser eingefangen werden können als Breitbandtargets während des Mondscheins. 

Momentan steht zu Beginn der Nacht der Herznebel hoch am Himmel (ca. 80° über dem Horizont um ~9 Uhr, Helligkeit mag ~6.5). Für die Fotografie möchte man idealerweise durch möglichst wenig Atmosphäre gucken, da diese durch ihre Turbulenzen die Bilder unscharf werden lässt. Die Objekte am Himmel sind keine Fixpunkte, da sich die Erde unter ihnen hinwegdreht. Daher wartet man den Zeitpunkt ab, an denen das gewünschte Objekt möglichst hoch am Himmel steht. Somit gibt es für jedes Objekt eine Jahreszeit, in der es seine maximale Höhe über den Horizont erreicht hat, und zu dieser Zeit am Besten fotografiert werden kann. Bei unseren Breitengrad und dem Herznebel war das vorgestern um ~9 Uhr. Ich konnte den Nebel zwischen 60° und 80° über dem Horizont 47x5min belichten. 

Ich habe 28x5min (140min) der schärfsten Aufnahmen verwendet, um das finale Bild zu erzeugen.

Während Kassel im Bodennebel saß, war die Atmosphäre am Dörnberg wirklich sehr ruhig. Ich hatte Nachführfehler von lediglich um die 0.5 Bogensekunden, Respekt Skywatcher für diese Genauigkeit. Durch die klare Nacht wurde es auch immer kälter. Obwohl ich im Auto sitze, mit Winterjacke, doppelten Pullis, Hosen und Stricksocken in einem Schlafsack, wurde es mir dann doch zu kalt um 02:30. Ich baute ab, und musste erkennen, dass das Auto aufgrund von der Kälte nicht mehr ansprang. Danach habe ich ein Kabel von meinem Laptop-Ladekabel abisoliert und versucht mit meiner zweiten Autobatterie, mit der ich das Teleskop steuere, Starthilfe zu geben. Leider vergeblich. Nach 90min vergeblichen Probierens, gestand ich meine Niederlage ein und musste mich um 4 Uhr Nachts vom Dörnberg abholen lassen.

Bilder von David Scherf




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