Sonnenuntergang in Kassel (Lara Bendig)

Montag, 28. Februar 2022

Ein intergalaktisches Dreieck

 Das HubbleSpaceTeleskop HST hat das 180 Millionen Lichtjahre entfernte System Arp 143 beobachtet, das aus zwei sich durchdringenden Galaxien besteht: Der mit Gas und jungen Sternen angereicherten Spiralgalaxie NGC 2445 und der eher elliptischen Galaxie NGC 2444, die nur alte Sterne und kein Gas und Staub enthält.

Beide Systeme sind wohl frontal aufeinander zugeflogen und haben sich durchdrungen.

Im Zentrum der Spiralgalaxie sind wohl neue Gaswolken mit jungen Sternen dahinter gebildet und herausgeflogen. Das JWST wird durch die Gase hindurch direkt hinein sehen können.

Interessant ist aber auch das dreieckförmige Gebilde zwischen den beiden Galaxien. Es besteht aus jungen, vor maximal 100 Millionen Jahren, gebildeten Sternen (bläulich) und Gaswolken, die wohl  Sternentstehungsgebiete einschließen (rötliche Gebilde9).

NGC 24444 hat wohl beim Durchdringen in den reichlich vorhandenen Gas- und Staubwolken der Spiralgalaxie eine massive Neubildung von Sternen ausgelöst, einen sog. starburst.

Bild: NASA/ESA/Dalcantor

Das Video ist wieder ein typisches ZOOM-In Video. Ich finde diese Videos  toll, weil man mitbekommt, auf welch kleinem Himmelsareal diese Aufnahme entstand.





Morgendliche Silhouette

 Bei dem vergeblichen Versuch den fast zeitgleich zur Sonne aufgehenden Mond zu fotografieren (er muss wohl hinter dem Baum gewesen sein), entstand dieses Bild der Morgendämmerung um 7.04 Uhr.



Sonntag, 27. Februar 2022

Das Treffen zweier Göttinnen: Luna und Venus, IV (final)

 Glück gehabt...am Sonntagmorgen war der Himmel bis zum Horizont wolkenfrei und die Dreierkonjunktion Venus-Mars-Mond war gut zu sehen...

Aber man brauchte schon eine nahezu perfekte Horizontsicht.

Die Mondsichel war gar nicht so schmal, immerhin ist erst am Mittwochabend Neumond, aber der Mond steht weit unterhalb der Ekliptik und somit sehr dicht am Horizont. Das zeigt uns das zweite Bild.

Das erste Bild habe ich um 6.20 Uhr gemacht. Schon eine Minute später verschwand der Mond hinter dem Haus (3.Bild).







Winter am Essigberg

 Als ich am Samstag  gegen Ende der Dämmerung am Essigberg war, kam ich nur 400 m höher als Wilhelmshöhe in den Winter hinein: Schnee, -1°C...da muss man natürlich auch die Wintersternbilder fotografieren.

Das Bild (Weitwinkel 24 mm) entstand, als es noch nicht perfekt dunkel war, gegen 19.29 Uhr.

Neben Sirius sieht man eine Sternschnuppe. Der Orionnebel unter den Gürtelsternen ist zu sehen. Und hinter dem Baum fliegt ein Flugzeug ins Bild.






Zodiakallicht sichtbar

 Ich wollte meinen eigenen Tipp mal ausprobieren und bin auf den Essigberg gefahren. Da hat man einen guten Blick nach Westen und Kassel liegt hinter dem Berg auf der Rückseite. Trotzdem ist der Horizont durch die Dörfer stark erhellt. Aber im Original erkennt man dass die Horizonthelligkeit schräg nach links oben in einem schmaler werdenden Bereich vom Westen aus weiter  nach oben geht.

Nachdem ich die Sternbildfiguren eingezeichnet habe, konnte ich die Ekliptik einzeichnen. In der Tat verläuft sie genau längs dieses leicht aufgehellten Bereichs, denn der Staub, der das Zodiakallicht erzeugt (siehe letzte Posts) ordnet sich längs der Ekliptik an.

Auf dem Dörnberg oder der Sababurg und mit Übereinanderlegen von Bildern erhält man bestimmt bessere Ergebnisse.

Durch das Komprimieren wird dieser geringe Aufhellungsbereich wahrscheinlich komplett wegfallen...

Aber trotzdem hat sich die Aufnahme gelohnt: M 31 ist sichtbar...Mira ist nicht sichtbar (der Veränderliche ist nahe des Minimums mit aktuell etwa 9 mag).

Dafür ist Uranus gut zu erkennen, mit 6 mag wäre er auch gerade noch mit freiem Auge zu sehen.

Aufnahme: 24 mm Weitwinkel, 19.43 Uhr

Tipp: Im Blog kann man zwischen der beschrifteten und unbeschrifteten (weniger komprimierten) Form hin- und herspringen.




Samstag, 26. Februar 2022

Staubstürme vom Mars trüben den Erdhimmel

 naja...fast...es geht um das berühmte Zodiakallicht.

Das ist ein schwacher nach oben spitz zulaufender Lichtkegel, der im Westen abends nach Sonnenuntergang bei extrem klarem Himmel und ohne störende Beleuchtung zu sehen ist.

Da es zumindest am Sonntag sehr klares Wetter gibt und auch der Mond abends nicht stört, könnte eine gute Chance bestehen hinter dem Herkules oder auf dem Dörnberg dieses Lichtschein zu sehen oder zu fotografieren.

Was wir sehen ist gestreutes Sonnenlicht an Mikrometer großen Staubpartikel, die sich in der Ebene der Planetenbahnen angesammelt haben. Und in der Tat, zu einem großen Anteil wird diese Staubschicht durch Sandstürme auf dem Mars gespeist. Dabei werden winzige Staubkörner hoch gewirbelt, können den Mars verlassen und umkreisen die Sonne in der Ekliptikebene.

Viel ist da nicht vorhanden...ungefähr 10 Staubteilchen pro km³....

Auf der Aufnahme aus Chile (auf der Bergkuppe sieht man das VLT) ist es der weiße Lichtschein, der schräg nach oben geht.

Auf Label Zodiakallicht klicken...dann kommt man auf einen Post, wo ich die Entdeckung des Ursprungs der Staubteilchen auf dem Mars ausführlicher erkläre.

direkt

Bild: ESO




Stellungnahme zum Krieg gegen die Ukraine

Der Krieg wird auch die Arbeit von Forschenden weltweit negativ beeinflussen, auch von Astronomen! Ich möchte deshalb eine Stellungnahme russischer Forschenden und Journalisten hier veröffentlichen, die von mehr als 3000 Personen unterzeichnet wurde.

Die Übersetzung stammt von Mitarbeitern des DESY.

Als Bild hänge ich eine eigene, von der HNA am 24.2. veröffentlichte Stellungnahme an.

"Wir, russische Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten, protestieren nachdrücklich gegen die von den Streitkräften unseres Landes eingeleitete Militäraktion in der Ukraine. Dieser fatale Schritt führt zu enormen Verlusten an Menschenleben und untergräbt die Grundlagen des etablierten Systems der internationalen Sicherheit. Die Verantwortung für die Entfesselung eines neuen Krieges in Europa liegt allein bei Russland.

Es gibt keine vernünftige Rechtfertigung für diesen Krieg. Versuche, die Lage im Donbass als Vorwand für eine Militäroperation zu nutzen, sind nicht glaubwürdig. Es ist klar, dass die Ukraine keine Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes darstellt. Ein Krieg gegen sie ist unfair und offen gesagt sinnlos. Die Ukraine war und ist ein Land, das uns nahe steht. Viele von uns haben Verwandte, Freunde und Kollegen in der Ukraine. Unsere Väter, Großväter und Urgroßväter haben gemeinsam gegen den Nationalsozialismus gekämpft. Die Entfesselung des Krieges für die geopolitischen Ambitionen der russischen Führung, getrieben von zweifelhaften geschichtspolitischen Phantasien, ist ein zynischer Verrat an ihrer Erinnerung.

Wir respektieren die ukrainische Staatlichkeit, die sich auf wirklich funktionierende demokratische Institutionen stützt. Wir haben Verständnis für die europäische Entscheidung unserer Nachbarn. Wir sind überzeugt, dass alle Probleme in den Beziehungen zwischen unseren Ländern friedlich gelöst werden können. Durch die Entfesselung des Krieges hat sich Russland selbst zur internationalen Isolation, zur Position eines Pariastaates verurteilt. Das bedeutet, dass wir Wissenschaftler nicht mehr in der Lage sein werden, unsere Arbeit richtig zu machen: Wissenschaftliche Forschung ist ohne eine umfassende Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Ländern nicht denkbar.

Die Isolierung Russlands von der Welt bedeutet eine weitere kulturelle und technologische Degradierung unseres Landes, die keine positiven Perspektiven bietet. Ein Krieg mit der Ukraine ist ein Schritt ins Leere. Wir sind uns bitter bewusst, dass unser Land, das entscheidend zum Sieg über den Nationalsozialismus beigetragen hat, nun zum Anstifter eines neuen Krieges auf dem europäischen Kontinent geworden ist. Wir fordern die sofortige Einstellung aller Militäraktionen gegen die Ukraine. 

Wir fordern die Achtung der Souveränität und territorialen Integrität des ukrainischen Staates.

Wir fordern Frieden für unsere Länder.”

Открытое письмо российских ученых и научных журналистов против войны с Украиной

 24.02.2022 /  550 комментариев

Мы, российские ученые и научные журналисты, заявляем решительный протест против военных действий, начатых вооружёнными силами нашей страны на территории Украины. Этот фатальный шаг ведёт к огромным человеческим жертвам и подрывает основы сложившейся системы международной безопасности. Ответственность за развязывание новой войны в Европе целиком лежит на России.

Для этой войны нет никаких разумных оправданий. Попытки использовать ситуацию в Донбассе как повод для развёртывания военной операции не вызывают никакого доверия. Совершенно очевидно, что Украина не представляет угрозы для безопасности нашей страны. Война против неё несправедлива и откровенно бессмысленна.

Украина была и остаётся близкой нам страной. У многих из нас в Украине живут родственники, друзья и коллеги по научной работе. Наши отцы, деды и прадеды вместе воевали против нацизма. Развязывание войны ради геополитических амбиций руководства РФ, движимого сомнительными историософскими фантазиями, есть циничное предательство их памяти.

Мы уважаем украинскую государственность, которая держится на реально работающих демократических институтах. Мы с пониманием относимся к европейскому выбору наших соседей. Мы убеждены в том, что все проблемы в отношениях между нашими странами могут быть решены мирным путём.

Развязав войну, Россия обрекла себя на международную изоляцию, на положение страны-изгоя. Это значит, что мы, учёные, теперь не сможем нормально заниматься своим делом: ведь проведение научных исследований немыслимо без полноценного сотрудничества с коллегами из других стран. Изоляция России от мира означает дальнейшую культурную и технологическую деградацию нашей страны при полном отсутствии позитивных перспектив. Война с Украиной — это шаг в никуда.

Нам горько сознавать, что наша страна, которая внесла решающий вклад в победу над нацизмом, сейчас стала поджигателем новой войны на европейском континенте. Мы требуем немедленной остановки всех военных действий, направленных против Украины. Мы требуем уважения суверенитета и территориальной целостности украинского государства. Мы требуем мира для наших стран.

Подписи продолжают приходить, добавляем по мере сил.




Das Treffen zweier Göttinnen: Luna und Venus, III

 Samstag, 26.2.:

In niedriger Höhe schiebt sich Luna näher an Venus an, die doch hoch über ihr thront. Die Verluste von Luna sind unübersehbar, schmal und strukturlos erscheint sie später im 600 mm Tele.

Wolken versperren oft den Blick, nur selten erscheinen beide Göttinnen gleichzeitig.

Bild 1: Mondsichel, teils verdeckt und Venus (linker oberer Eckbereich)  durch eine winzige Wolkenlücke scheinend, um 6.50 Uhr

Bild 2: Mondsichel, 6.58 Uhr





Freitag, 25. Februar 2022

Schwarzes Loch im Krater Kopernikus?

 Am Mittwoch früh verlief die Schattengrenze genau durch den 93 km großem Krater Kopernikus. Dadurch lag das Kraterinnere in einem tiefschwarzen Schatten während die Kraterwände noch von der Sonne beleuchtet waren.

Aufnahme 6.33 Uhr, 600 mm Tele, stark nachvergrößert




Das Treffen zweier Göttinnen: Luna und Venus, II

 Luna nähert sich weiter der Venus an, mit einem Preis: Sie nimmt ständig ab.

Aufnahme: Fr, 6.36 Uhr

Argwöhnisch lauert der Kriegsgott Mars hinter den Wolken unter der Venus.

Aber auch ihn konnte ich ausfindig machen. Er steht oberhalb des Schornsteins (Aufnahme 6.25 Uhr)

Vergleiche Post vom Mittwoch





Donnerstag, 24. Februar 2022

Vortrag am Freitag

 Und auch unser Freitags-Stream geht weiter...

Am 25.2. um 20.00 Uhr hält Mark Woskowski einen Vortrag zum Thema:

Was ist ein Planet?

Wie immer kann man sich unter www.sfn-kassel.de/live dazuschalten.

Eventuell finden ab 4.3. die Vorträge wieder im SFN statt, wahrscheinlich auch it einer Online-Führung.

Die Sternwarte selbst öffnet auf keinen Fall vor Mitte April.



Gewaltige kosmische Stoßwelle

 Nicht nur Galaxien, sondern auch ganze Galaxienhaufen können kollidieren.

Dabei entstehen gewaltige Stoßwellen, die sich durch die Haufen hindurch ausbreiten.

Der 800 Millionen Lichtjahre entfernte Haufen Abell 3667 besteht aus einem solchen System kollidierender Haufen.

Auf zwei Arten kann Strahlung beobachtet werden:

1) Thermische Strahlung durch Aufheizung des intergalaktischen Gases

Durch Turbulenzen und Schockwellen wird das zwischen den Galaxien befindliche Gas auf 10 bis 100 Millionen Grad aufgeheizt. Es strahlt dann im Röntgenbereich.

So entsteht das Röntgenbild, das vom Satelliten XXM-Newton  aufgenommen wurde.

2) Nichtthermische Strahlung durch schnelle Elektronen

In den Schockfronten werden Elektronen auf fast Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Treffen sie in Bereich mit Magnetfeldern werden sie abgelenkt und senden Radiostrahlung aus.

Diese konnte jetzt von einem Forscherteam um Gasperin mit dem südafrikanischen Radiointerferometer (64 Antennen) MeerKAT beobachtet werden.

Zwei gewaltige Stoßwellen konnten identifiziert werden. Die obere im Bild bewegt sich mit 1500 km/sec nach Außen und umfasst inzwischen ein gebiet, das 60-Mal größer als unsere Galaxis ist. Die Auflösung auf den Bildern liegt bei etwa 10000 Lichtjahren.

Das Team hat auch Simulationen durch Modellrechnungen durchgeführt, die eine sehr hohe Übereinstimmung mit den Beobachtungen zeigen.

Bild 1: Überlagerung der Röntgenbilder (farbig) und der Radiostrukturen

Bild 2: Obere Radiostruktur, farbcodiert

Bild 3: Detail der oberen Schockfront mit durch Polarisationsmessungen erhaltenen Magnetfeldrichtungen (schwarze Striche)

Bild 4: Untere Schockfront

credit: Astronomy&Astrophysics, 7.2.22, Gasperin et al/ESO






Mittwoch, 23. Februar 2022

Winter über dem Lac

 Die Wintersternbilder standen heute (Mittwoch) um 20.25 Uhr gut sichtbar über dem Lac unterhalb vom Schloss Wilhelmshöhe.

Das zweite Bild zeigt einen Blick auf Schloss und Herkules, über den Lac hinweg.





Das Treffen zweier Göttinnen: Luna und Venus, I

 Am Sonntag ist es soweit, die schmale Mondsichel wird bei Venus stehen.

Grund genug, die Annäherungen in den nächsten Tagen morgens zu beobachten.

Heute, am Mittwoch, ist kurz vor Mitternacht Halbmond, der Winkelabstand zur Venus liegt also  bei etwa 60°.

Bild 1: Mond und Venus am Morgenhimmel, Aufnahme 6.38 Uhr

Bild 2: Mond im 600 mm Tele, Aufnahme 6.42 Uhr

Die Bergspitzen des Kaukasus leuchten noch gerade im Licht der untergegangenen Abendsonne.

Bild 3: Vergebliche Suche nach Mars, der vermutlich gerade am oberen Bereich des Wolkenbandes verborgen ist (Aufnahme 6.44 Uhr)





Dienstag, 22. Februar 2022

Breaking News: Neues Bild vom "Spanischen Tänzer"

 Embargo bis 16.00 Uhr MEZ

Mit der Dark Energy Camera ist am Cerro Tolo Observatorium in Chile die  70 Mill. Lichtjahre entfernte Galaxie NGC 1566 fotografiert worden. Wegen ihrer beiden geschwungenen Spiralarme heißt sie auch "Spanischer Tänzer".

In den äußeren Bereichen der Spiralarme sieht man blaue Gebiete. Das sind heiße junge Sterne. Unterbrochen sind die durch dunkle Flächen, das sind gewaltige Gas- und Staubwolken, die aber auch zu neuen Sternen werden.

Weiter Innen tauchen rötliche Bereiche auf, das sind Gebiete mit alten, kühleren, halt röteren, Sternen.

Im Zentrum sitzt ein supermassives Schwarzes Loch, das einen aktiven galaktischen Kern mit starken Variationen innerhalb von Monaten antreibt.

Die Galaxie gehört zu einer kleinen Gruppe aus gravitativ aneinander gebundenen Galaxien. Bisher sind 46 bekannt, nach dem Sternbild heißt sie die Doroado-Gruppe.

NGC 1566 wird eines der Objekte sein, die vom JWST bevorzugt untersucht werden, da IR-Licht durch die Staubgebiete hindurch dringen kann.

credit: DE-Survey/NoirLab/NSF




Aufgewühlter Morgenhimmel

 nach wieder recht stürmischer Nacht in Kassel kamen gegen 6.50 Uhr Venus und Mond kurz durch die Wolken hindurch




Montag, 21. Februar 2022

Seltsame Antimaterie


Antimaterie ist etwas sehr seltsames. Als Paul Dirac sie "erfunden" hatte, wurde sie komplett falsch veranschaulicht. Aber ist Richard Feynmans Idee auch richtig?

Mehr über das Thema am Donnerstag, 24.2., 18.00 Uhr online unter www.sfn-kassel.de/live

Referent: KP Haupt

Der Vortrag ist anschließend auch mit Folien extra auf www.natur-science-schule.info abrufbar.

Vergleich zwischen SOFIA und dem JWST

Einzigartigkeit: 

SOFIA:

- Einziges Teleskop für langwelliges IR (Infrarot)

- Beobachtungsbereich liegt zwischen JWST und ALMA

JWST:

- größtes Weltraumteleskop

- dringt in Anfangszustände der kosmischen Entwicklung vor

Eignung:

SOFIA:

Detektoren können gewechselt und an Beobachtungsaufgaben angepasst werden

JWST:

Kann nicht gewartet werden, ist aber für 5 bis 10 Jahre einsatzfähig

Beobachtungen:

SOFIA:

Geeignet für hellere Objekte

Sternentstehung in unserer Galaxis und nahen Galaxien

Interstellare Materie in unserer Galaxis

Objekte im Sonnensystem

JWST:

Geeignet besonders für lichtschwache Objekte, auch in größeren Entfernungen

Ergänzung:

SOFIA:

Beobachtung näherer Objekte kann Beobachtungen des JWST kalibrieren

JWST:

Ergänzt bei kurzen Wellenlängen, was SOFIA bei langen Wellenlängen beobachtet

Setzt Beobachtungsbereich von SOFIA bis zu den Grenzen des Kosmos fort

International

SOFIA:

NASA und DLR ermöglichen weltweite Beteiligung an Beobachtungen

JWST:

Entwickelt von USA, Europa, Kanada und auch weltweit offen für Beobachter

Quelle: DSI


JWST: James Webb Space Teleskop

Unter den Labels werden viele Posts zu diesen beiden Teleskopen aufgerufen.





Sonntag, 20. Februar 2022

Morgenrot auf der falschen Seite

 Bevor der Regen anfing, war es um 7.17 Uhr noch einigermaßen wolkenfrei. Im SWW stand der abnehmende Mond und am SW Himmel war rotes Licht zu sehen.

Das ist eine Art Morgenrot, das nur entsteht, wenn von Westen her Regenwolken anströmen, die das eigentliche Morgenrot reflektieren.

Also wirklich ein Vorbote für schlechtes Wetter (übrigens: jetzt um 9.20 Uhr regnet es...).

Diese Erscheinung ist nicht mit der Gegendämmerung zu verwechseln: Das ist eine farbiger Saum über dem untergehenden Erdschatten, der durch Lichtbrechung entsteht.

Trotz schon sehr hellem Himmel sieht man auf der Teleaufnahme (600 mm, leicht nachvergrößert) des Mondes noch viele Details.




Samstag, 19. Februar 2022

Wenn ein supermassives Schwarzes Loch spuckt...entstehen Sterne

 ...und das sieht  so aus...

Das linke Bild zeigt ein optisches Bild des Zentrums der 70 Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxie NGC 7582. Sie enthält einen aktiven galaktischen Kern mit einem supermassiven Schwarzen Loch SL.

Das SL führt zu Aufheizeffekten beim einfallenden Gas und Staub, wodurch wieder sehr starke Gas- und Staubwinde nach Außen entstehen.

Das MUSE-Instrument am VLT in Paranal, Chile, gestattet die Untersuchung einzelner Wellenlängen. Damit konnten Gase nachgewiesen werden, die vom SL herausgeschleudert werden bzw. in der Umgebung sind:

Sauerstoff (blau), Stickstoff (grün) und  Wasserstoff (rot)

Die blauen Bereiche zeigen die kegelförmigen ausströmenden Gase an, die roten Bereiche Wasserstoffwolken, die sich zu Sternentstehungsgebieten verdichtet haben.

Damit wird wieder deutlich, wie die SL in den Galaxienzentren die Entwicklung der Galaxien beeinflussen.

credit: ESO/Juneau et al.



Auch der zweite Sturm bläst die Wolken weg

 ...und gibt den Blick auf den abnehmenden Mond frei.

Aufnahme: Freitag, 23.43 Uhr, 600 mm Tele, nachvergrößert

Das Mare Crisium verschwindet in der Abenddämmerung.

Fast ideal ist der Einblick in das Rheita-Tal, das mit 510 km eines der längsten Mondtäler ist. Das stark erodierte Tal ist nach dem Krater Rheita an seinem Ende benannt.





Freitag, 18. Februar 2022

Dos and Don´ts einer Planetariums-Show

 Don´ts:

- Einfach das Licht ausmachen

- Den Projektor nicht benutzen

- Keine Musik einsetzen

- Nur Animationen und Filme zeigen

- Alle Erläuterungen kommen vom Band

-Wirre unnatürliche Bewegungen des Sternenhimmels zeigen (Action gibt es in SF-Filmen, nicht hier im Planetarium)

Dos:

- Mit der Stimme geschickt umgehen

- Eine Botschaft aufbauen und aussprechen

- Natürliche Himmelsbewegungen zeigen und vorführen

- Mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang beginnen

- Mit einem stimmungsvollen Sonnenaufgang enden

- Die Besucher/innen bei gedämpfter Beleuchtung eintreten lassen

- Die Hintergrundbeleuchtung langsam reduzieren

- Persönliches Interesse und Begeisterung zeigen

- Vorführer/in versteht etwas vom Thema und kann auf Fragen eingehen

Man könnte denken, vieles von dem unter Dos genannten sei selbstverständlich...

Meine Erfahrungen nahezu weltweit zeigen, dass das eigentlich nicht der Fall ist.

Wie sieht denn für mich ein gutes Planetariumsprogramm aus?

Die Besucher betreten einen gut abgedunkelten, mit gelblichem Licht beleuchteten Raum. Eine kleine Bildershow stimmt sie auf die Veranstaltung ein. Die Helligkeit wird kontinuierlich reduziert, um die Augen der Besucher besser anzupassen.

Was nützt das Erklären von Sternbildern nach dem Ausknipsen der Saalbeleuchtung, wenn die niemand sieht?

Das Programm beginnt mit einer natürlichen Bewegung: Sonnenuntergang und Erscheinen der ersten Sterne, natürlich mit Musikbegleitung.

Über die Erläuterung von Sternbildern, die zur Zeit so am Himmel zu sehen sind (der Sternenhimmel heute (!) abend, mit Mond, Planeten, ISS...) kommt man zum Schwerpunktthema, das durch Bilder oder Videos und andere Projektionen unterstützt wird.

Wenn möglich wird es durch Elemente unterstützt/unterbrochen, in denen wieder natürliche oder zumindest mögliche Bewegungen am Himmel gezeigt und erläutert werden: Rotation (tägliche Drehung), Jahresbewegungen von Sonne, Planeten, Präzession, Breitenänderungen (Reise zum Äquator, Pol, nach Chile zum VLT), Beginn/Ende einer Polarnacht...selbst der Anblick des Sternenhimmels vom Mond oder Mars bietet eine interessante Variante, nicht aber das Verwirbeln der Sterne durch Hyper-Raumantriebe...

Der Vortrag läuft auf ein Fazit, eine Botschaft hinaus, die in einen stimmungsvollen Sonnenaufgang als Schlusspunkt endet. Danach kommt ein Abspann.

Noch zwei Negativbeispiele zum Schluss:

- In einem Planetarium beginnt die Vorführung wirklich mit einem Sonnenuntergang. Doch der Vorführer redet und redet und redet, noch nicht mal über astronomische Inhalte. Ich nenne das: Zuquatschen einer Stimmung, die so nie auftreten kann.

- In einer anderen Show ist des sehr hell in der Kuppel. Die Vorführung beginnt mit der Bemerkung, dass es in einem Planetarium ja dunkel sei. Dann wird das Licht ausgeknipst und Sternbilder werden erklärt. Niemand sieht etwas...

In meinem Post vom 21.11. habe ich geschrieben:

In Großstädten haben die Menschen den Blick zum natürlichen Sternenhimmel verloren. In Planetarien finden sie ihn nicht wieder....






Mond in der Sturmnacht

 Interessant sind die unterschiedlichen Helligkeiten der Mondformationen:

Insbesondere die Wände des Kraters Aristarchus gelten als die hellsten Stellen.

Dagegen ist der Boden des Kraters Grimaldi die dunkelste Stelle des Mondes. Interessanterweise ist der Boden des kleinen Kraters Riccoli nur wenig heller. Dann kommt auch der Krater Plato als einer der dunkleren Bereiche des Mondes.

Die Aufnahme wurde am Donnerstag um 20.35 Uhr mit 600 mm Tele gemacht (nachvergrößert).



Donnerstag, 17. Februar 2022

Da kommt was auf uns zu....: Es knallt auf der Sonne!

 Am 16.2. gab es eine riesige Explosion auf der Sonnenrückseite, ein koronaler Massenaufwurf einer Stärke wie seit 5 Jahren nicht mehr.

Das SOHO-Sonnenobservatorium (Satellit) zeigt die Bilder mit dem Koronographen. Der innere Teil ist abgeblendet, der weiße Kreis stellt die Größe der Sonne dar.

Vermutlich hat sich die Ende Januar/Anfang Februar auf der uns zugewandten Seite sichtbare Riesengruppe weiterentwickelt und vergrößert (vergleiche die Posts von damals). In etwa einer Woche wird sie wieder von der Erde aus sichtbar sein.

Aber warum so lange warten?

Wir können auch jetzt die aktuelle Rückseite der Sonne beobachten!

Von solchen Riesengruppen gehen "seismische" Wellen aus ("Erdbebenwellen" auf der Sonne). Die führen zu Bewegungen auf der Vorderseite, die man über den Dopplereffekt beobachten kann und aus denen sich ein Abbild der Rückseite erstellen lässt.

Genau das zeigt das zweite Bild.

In der Tat kann man ein großes Aktivitätszentrum erkennen.

Im Bild sieht man die aktuelle Sonnenrückseite als seismisches Bild, rechts die Magnetfeldstruktur der Aktivitätsgebiete auf der Vorderseite.

Sozusagen ein Rundumblick.

Noch imposanter ist der Videofilm, der die Entwicklung der letzten 30 Tage auf Vorder- und Rückseite der Sonne zeigt.

Bild 1 SOHO

Bild 2, Video: jsoc standford education University





Freitagabend: Gesprächskreis zur astronomischen Entwicklung unseres Weltbildes

 Gesprächskreis: Wie die Astronomie zur Wissenschaft wurde mit Dr. Karsten Gaulke, Pierre Leich, Thony Christie und Mark Woskowski, wie immer freitags um 20.00 Uhr unter sfn-kassel.de/live:







Mittwoch, 16. Februar 2022

Breaking News: Blick in einen aktiven galaktischen Kern

 Embargo bis 16.2., 17.00 Uhr

In den Zentren vermutlich aller Galaxien sitzen supermassive Schwarze Löcher (SL), die häufig von Gas- und Staubwolken umgeben sind.

Wenn diese Materie in das SL hineinfällt, werden gewaltige Energien freigesetzt. Je nachdem aus welcher Richtung wir auf das SL blicken, erscheinen uns diese Aktivitäten unterschiedlich.

In der 47 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M77 ist das zentrale SL vollständig bedeckt:

Es ist von einer dünnen Akkretionsscheibe umgeben, die in einen dichten Ring aus Gas und Staub eingebettet ist.

Seit 30 Jahren vermutet man im Zentrum ein aktives SL.

Nun konnten Forschende mit dem VLT-I auf Paranal (Chile) tief in das Innere hineinsehen.

Die benutzte Wärmestrahlung kommt gut durch den Staub nach draußen. Die notwendige hohe Auflösung um das Zentrum zu untersuchen, erreichte man durch Zusammenschalten aller vier großen Teleskope durch Interferometrie, also Überlagerung des Lichtes.

Es gelangen Aufnahmen der inneren Region in unmittelbarer Umgebung des SL (das in einer Aufnahme als schwarzer Punkt eingezeichnet ist).

Die ellipsenförmigen Linien zeigen den Bereich des Staubgürtels an, durch den man hindurchsehen konnte.

Der Temperatur- und Dichteverlauf konnte rekonstruiert werden und dadurch die ungefähre Lage des SL bestimmt werden.

Die Arbeit erscheint heute in Nature.

Bild 1: M77 und der Blick in das Zentrum

Bild 2: Zentralbild mit Position des SL und des Staubgürtels

(credit: ESO/Jaffe, Gamez-Rosas)






Die Vorgeschichte vom Planetarium Kassel: Auf in die Orangerie

 Im Frühjahr  1975 ging die Irrfahrt los und im Mai 1992 kamen wir am Ziel an: Das Planetarium wurde im neuen Museum für Astronomie und Technikgeschichte in der Orangerie eröffnet.

Ich kann mich an viel Prominenz erinnern, aber besonders ist mir die Begegnung mit Konrad Zuse im Gedächtnis geblieben, dem Erfinder des ersten Computers. 3,5 Jahre später ist er gestorben.

Schon Monate vorher begann ich mit der Entwicklung des ersten Liveprogrammes, danach bildete ich die ersten Vorführer aus.

Ich weiß nicht, wie viele Planetariumsprogramme ich entwickelt habe, später waren es 15 im Jahr, etwa 230 werden es insgesamt gewesen sein. Ungefähr 25 Vorführer habe ich für diese Programm ausgebildet. Ich schätze, dass ich etwa 1500 Vorführungen selbst gehalten habe.

Nach knapp 18 Jahren habe ich aufgehört. Am  letzten Donnerstag im Januar 2010, dem 28.1., hatte ich um 19.00 Uhr meine letzte Vorführung.

Irgendwie hatte wohl niemand aus der Museumsleitung oder  der MHK mitbekommen, dass der Initiator des Kasseler Planetariums aufhört Vorführungen zu machen. Vielleicht hat auch niemand die Ankündigung meiner Abschiedsvorführung ernst genommen?

Auch ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen ohne wöchentliche Show im Planetarium zu existieren...aber das im Aufbau befindliche Schülerforschungszentrum forderte meinen ganzen Einsatz.

Und da ein doppeltes halbes Engagement nicht einem vollen Engagement entspricht, konzentrierte ich mich auf das Neue, das SFN.

Es ging  in der letzten Vorführung wieder um eine Reise unter dem Sternenhimmel, aber dieses Mal nach Chile zum neuen VLT, dem Very Large Telescope.

Am Vormittag des 28.1.  hatte ich noch die Premiere eines Dokumentarfilmes "Das Auge"  über das VLT  im Capitol-Kino  für Schulklassen organisiert. Der Film wurde danach noch oft in dem Kino gezeigt. Regisseur und ESO-Wissenschaftler waren bei der Vorführung anwesend.

Dass ich wenige Jahre später selbst beim VLT und den anderen ESO-Teleskopen in Chile sein sollte, war natürlich nicht voraussehbar.

Nun ist es also  47 Jahre her, seit wir die Planetariumsidee in die Kasseler Welt brachten, 30 Jahre sind es seit der Eröffnung, 12 Jahre seit meinem Ausscheiden...und nun beginnt eine neue Odyssee:  die Orangerie wird renoviert, umgebaut...Museum und Planetarium müssen(??)  raus, es ist wieder vom Landesmuseum die Rede.

Ob  das Aufgreifen einer 47 Jahre alten Idee wirklich das Richtige ist?


Es folgt noch ein Post: Wie ich mir eine gute Planetariumshow vorstelle...


Bild 1: Eröffnung des Planetariums (HNA)

Bild 2: Filmpremiere im Capitol, grift das Thema meiner letzten Show auf (28.1. 2010)










Dienstag, 15. Februar 2022

Abschied von Jupiter

 Am Dienstagabend ist mir gegen 17.56 Uhr vielleicht eines der letzten Bilder von Jupiter vor seiner Konjunktion zur Sonne am 5.3. gelungen.

Er nähert sich immer mehr der Sonne und es wird immer später dunkel. Beides erschwert die Sichtbarkeit von Tag zu Tag mehr. Schon heute habe ich ihn in der Dämmerung gerade noch vor dem Verschwinden hinter dem Habichtswald erwischt.



Die Vorgeschichte vom Planetarium Kassel: Vertrag

 1975 haben wir begonnen, Stadt, Land und Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit eines Planetariums in Kassel aufmerksam zu machen.

Eine Odyssee durch mögliche Standorte begann: Landesmuseum, Hasenhecke, Fridericianum, Hauptbahnhof, Hasenhecke, Landesmuseum... auch die Orangerie flammte schon mal auf.

Dann stabilisierte sich der Standort Landesmuseum.

Bis ich einen Anruf eines Architekten bekam, der nach den Maßen unserer Kuppel und unseres Planetariums fragte.

Ich verwickelte ihn in ein Gespräch und er teilte mir mit, dass es Pläne gibt, das Planetarium im Fridericianum im Rahmen einer Umgestaltung des Landesmuseums neu aufzubauen. Aber einen eigenen Abendeingang für die AAK-Vorführungen war nicht vorgesehen. Der Architekt ging auch davon aus, dass Planetarium und Kuppel dem Landesmuseum gehören und wunderte sich über eine Vereinsbeteiligung.

Ich kontaktierte sofort Landesregierung und Stadt, die ebenfalls sehr verwundert waren.

Zeitgleich kam bei der Landesregierung ein Antrag an, ein größeres Planetarium in Kassel zu finanzieren.

Jetzt nahm  man mit mir Kontakt auf und fragte mich, warum wir das schon finanzierte Gerät nicht einsetzen würden.

Kurzum, die Landesregierung erklärte sich nur bereit, ein größeres Planetarium zu finanzieren, wenn der AAK auf das kleinere verzichtet, da man ja nicht zwei vergleichbare Projekte unterstützen kann.

Und der AAK erklärte sich nur bereit auf das eigene Planetarium zu verzichten, wenn wir vertraglich Mitsprache und Mitgestaltungsrecht beim großen Planetarium bekommen.

Das geschah und der Weg für ein großes Planetarium war frei. Die Fördermittel für das kleine Planetarium durften wir behalten. Wir haben sie in die Sternwarte Calden gesteckt.

Auch für das Planetarium war es eine glückliche Fügung, denn wir haben es mit mehrmals jährlich wechselnden aktuellen Liveprogrammen versorgt, während das einzige vollautomatische Programm ungeändert  weit über 10 Jahre lief.