Einer der wichtigsten Kristallisationspunkte der Astronomie im Großraum Kassel ist plötzlich von dauerhafter Schließung bedroht, das Astronomisch-Physikalische Kabinett mit seinem Planetarium in der Kasseler Orangerie.
Laut HNA plant der Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel MHK, Martin Eberle, nur noch die berühmten astronomischen Instrumente der Sammlung in einer wie auch immer gearteten „Schatzkammer“ im Hessischen Landesmuseum zusammen mit kunsthandwerklichen Objekten auszustellen und dies – wie die HNA schreibt „ohne fachlichen Bezug vorgestellt wie Porzellan und Silberwaren“.
Das Planetarium soll zwar nach diesen Plänen in der Orangerie verbleiben, die womöglich zu einem Gewächshaus werden soll. Man stelle sich vor: ein Planetarium mit Pflanzen und Orangenbäumchen statt mit dem großen astronomischen Erbe der hessischen Landgrafen. Und man bedenke: außer in Kassel ist nur noch in Chicago und London ein Planetarium so eng mit der Geschichte der Astronomie verzahnt.
Museum und Planetarium sind und waren immer eine Einheit, eine Ergänzung. In den ästhetisch gestalteten Räumen konnte man bummeln, sich in die Geschichte der Himmelserkundung einfühlen und dann mit modernster Technik sich auf das moderne Weltbild einlassen.
Was hier verloren geht, wenn diese Einheit zerschlagen wird, ist nie zu ersetzen.
Es wäre auch in nicht wiedergutzumachender Verlust eines bedeutenden außerschulischen Lernorts, an verdeutlicht wird, dass unser heutiges naturwissenschaftliches Wissen nicht einfach vom Himmel fiel, sondern auf den Arbeiten der großen Denker von früher beruht. In Kassel waren dies der Astronomen-Landgraf Wilhelm IV., der Vater der Schweizer Uhrmacherei Jost Bürgi und der frühe Copernicaner Christoph Rothmann, die durch ihre Messungen auf der frühesten Sternwarte der Neuzeit maßgeblichen Anteil an der Durchsetzung des Heliozentrischen Weltbilds hatten.
Auf dieses Erbe sollten wir in Kassel stolz sein und es Schülern, Familien und ganz allgemein den Kasseler Bürgern auch in Zukunft vor oder nach einer Planetariumsveranstaltung vor Augen führen können.
Ich habe vor 30 Jahren an der Entwickluing des Planetariumskonzeptes mitgewirkt und selbst über fast zwei Jahrzehnte im Planetarium Vorführungen gestaltet und zahlreiche Vorführer ausgebildet.
Oft habe ich vor den Vorführungen nicht den Aufzug zum Planetarium genutzt, sondern bin durch die Ausstellung nach oben gegangen. Die Atmosphäre des Museums nimmt einen gefangen und öffnet die Seele für das Aufsaugen von Erkenntnissen über eine unvorstellbare Weite des Universums.
Mit einem meiner Leistungskurse war ich in einer Experimentalshow zur Geschichte der Elektrizitätslehre. Das Planetarium eingebettet in einen Rückblick auf die Entstehung unseres modernen Weltbildes! Das hat was!
Diese Einheit, beginnend mit der sich öffnenden Welt der Wissenschaften der Vergangenheit in die Weiten unserer heutigen Vorstellungen von der Welt, soll nun zerschlagen werden.
Das ist für mich praktizierte Wissenschaftsfeindlichkeit, kein künstlerischer oder musealer Anspruch.
Das ist für mich unverständlich und macht mich wütend!
Möchte sich da jemand mit Banalitäten profilieren?
Wir müssen dem gemeinsam Einhalt gebieten!
Es wäre daher von großer Wichtigkeit, wenn möglichst viele von uns mit einem Leserbrief an die HNA gegen diese kruden Pläne der MHK und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst protestieren könnten.
Bitte schreibt einen Brief an Frau Fraschke von der HNA
Die Artikel
Lieber Herr Haupt, ich stand vor ein paar Tagen (nach bereits zwei Jahren Schließung) vor der Orangierie und war entsetzt; ich wusste von alledem nichts! So alle 2-3 Jahre komme ich aus Marburg nach Kassel, um das Kabinett anzuschauen, das ich für eines der schönsten Museen dieses Landes halte. - Was kann man jetzt aktuell noch machen? Haben Leserbriefe noch Sinn? Ministerium?
AntwortenLöschenMagistrat? - Sanierungsbedarf an Gebäuden ist ja das eine, geschehen ist aber doch auch in dieser Hinsicht nichts, soweit ich dassehen konnte. - Das andere ist der museumspädagogische Wahn, alles auf irgendeine absurde Weise neu machen oder mainstreamen, vulgo: verschlimmbessern, zu müssen. - Erbitte höflich Kontaktaufnahme, gerne auch unter Email owplocher@gmx.de. - Dank & Gruß!
Ich bitte, die Rechtschreibfehler und Formatierfehler zu entschuldigen. - Besonderen Ingrimm erzeugt bei mir die Tatsache, dass offiziell auf der Homepage überhaupt nichts kommuniziert wird und die Orangerie mit dem Kabinett bei Google seit zwei Jahren offenbar täglich um 10.00 Uhr brav ihre Pforten öffnet... Unglaublich, dass nicht einmal DAS korrigiert worden ist.
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