Sonnenuntergang in Kassel (Lara Bendig)

Montag, 13. Januar 2020

Iridiumsflares und mehr am Himmel, Teil 2


Tschüss Iridium - Hallo Starlink

Das Jahr 2019 war das Jahr, welches das Ende der geplanten Beobachtung von Iridium-Flares markierte. Die Iridium-Satelliten gehören einem Unternehmen, welches ein Netz für Satelliten-Telefone bietet. Bei Gründung der Firma galt diese Technologie als sehr neu und sollte möglichst vielen Menschen den Zugang zu Mobilfunk und auch Internet bieten. Dieses Satelliten-Netz besteht aus 66 Satelliten auf verschiedenen Umlaufbahnen, die aber schon seit einiger Zeit abgeschaltet wurden. Die Firma erneuert gerade und schickt wieder neue ins All, die dann für die nächsten Jahre wieder die Kommunikation von Tausenden ermöglichen. Denn, auch wenn solche Satelliten-Telefone etwas veraltet wirken, gibt es weiterhin Interessenten: Das Militär, Forschungsexpeditionen, Polarexpeditionen. Eben überall, wo man auf Satellitenkommunikation zurückgreifen muss.

Für Amateurastronomen bleiben die Iridium-Satelliten aber gerade wegen einer Sache im Gedächtnis: Die Iridium-Flares. Was ist ein solcher Flare? Diese Satelliten haben Solar-Panels, die ihnen Strom liefern. Diese Solar-Panels sind gleichzeitig aber wie ein Spiegel und sorgen für Lichtreflexionen. Es ist wie, wenn jemand sie mit einer Uhr blendet. Es gibt noch die Flares, aber sie können nicht mehr vorausgesagt werden, da die Satelliten abgeschaltet wurden.

Gleichzeitig wurden dieses Jahr neue Satelliten mit ähnlichem Ziel gestartet: Starlink-Satelliten.
Elon Musk möchte mit einem weltweiten Netzwerk aus diesen Satelliten Millionen Menschen den Zugang zum Internet ermöglichen. Die Satelliten sind relativ klein und werden immer in Paketen von 60 Stück ins All befördert. Im Mai 2019 sind die ersten 60 gestartet worden und alle paar Monate werden weitere ins All geschickt. Erst vor einigen  Tagen wurden wieder neue gestartet und es werden noch viel mehr. 

Zur Zeit ist geplant knapp 12.000 Satelliten in den Orbit zu bringen und es gab einen Antrag auf 30.000 mehr. Ziel ist, dauerhaft 80 Satelliten von jedem Punkt der Erde aus über dem Horizont zu haben. Diese Menge an Satelliten bringen einige Probleme mit sich: Beispielsweise geht auf diese Weise der Nachthimmel ein wenig verloren. Viele Menschen denken, das wären Außerirdische, die sie dort gerade sehen, obwohl es "nur" wieder 60 neue Starlink-Satelliten sind. 

Ich selber konnte bereits am 24. Mai 2019 sehen, wie ein solcher "Startrail" aussieht. Man kann es gut beschreiben als Perlenkette aus etwa 20 Punkten. Diese Punkte sind so hell wie die Sterne im großen Wagen und leuchten mal auf, werden wieder sehr dunkel, wodurch diese Perlkette zu glitzern scheint. Man kann meinen, das sähe doch schön aus, aber wenn dieses Netzwerk vollendet ist, sind 80 Punkte einzeln am Himmel zu sehen - überall verteilt. Sonst beschränkte sich die Anzahl an sichtbaren Satelliten auf meist 20, bald werden es 100 sein.

Ein weiteres Problem sehe ich beim Kessler-Syndrom. Das klingt nicht nur wie eine Krankheit, sondern verhält sich auch so. Es geht dabei darum, dass wenn die Umlaufbahnen von Schrotteilen oder Satelliten sich kreuzen, sie mit so hohen Geschwindigkeiten kollidieren, dass weitere Schrotteile entstehen. Schrotteile kollidieren weiter mit anderen Schrotteilen oder Satelliten, wodurch nach und nach der Schaden immer größer wird. Wegen solchen Schrotteilen müssen andere Satelliten, sowie die ISS, regelmäßig ausweichen. 

Dabei gibt es zwei Probleme: Einmal werden die Schrotteile immer kleiner, bis sie nicht mehr zu verfolgen sind, andererseits hat das Kessler-Syndrom auch einen Kipppunkt. Wenn dieser Punkt überschritten wird, dann werden immer schneller immer mehr Satelliten zerstört, so dass man die Kontrolle darüber verliert. Je mehr Satelliten im Orbit sind, desto schneller wird dieser Kipppunkt überschritten. Das Endstadium beim Kessler-Syndrom ist eine Hülle aus Schrotteilen um die Erde, die eine Art Käfig für die Menschheit bildet, da die Wahrscheinlichkeit von Schrotteilen getroffen zu werden zu hoch ist, wenn man da durchfliegt.
Momentan kreisen etwa 2.200 aktive Satelliten um die Erde, wahrscheinlich aber noch einige Spionagesatelliten, abertausende größere Schrotteile und vermutlich mehrere Millionen feinster Schrotteile. Jetzt kommen 12.000 Satelliten hinzu, möglicherweise bis zu 42.000. Der Nutzen dieser basiert auf einem Konzept, das den Iridium-Satelliten ähnelt - die alten dieser Art wurden nun abgeschaltet. 

Kann man wirklich alle 12.000 bis 42.000 Satelliten gleichzeitig überwachen, ohne im Chaos zu enden? Was passiert in 20 Jahren, wenn sie veraltet sind? Werden sie auch unkontrolliert herumtaumeln, bis sie sich gegenseitig zerstören? Übrigens liegt die Übertragungsgeschwindigkeit bei 1Gbit/s, was vergleichbar mit 4G ist. Wie lange dauert es bis das  veraltet ist? 

v. Mark Woskowski



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