Tschüss Iridium - Hallo Starlink
Das Jahr 2019 war das Jahr, welches das Ende der geplanten Beobachtung von Iridium-Flares markierte. Die Iridium-Satelliten gehören einem
Unternehmen, welches ein Netz für Satelliten-Telefone bietet. Bei Gründung der
Firma galt diese Technologie als sehr neu und sollte möglichst vielen Menschen
den Zugang zu Mobilfunk und auch Internet bieten. Dieses Satelliten-Netz
besteht aus 66 Satelliten auf verschiedenen Umlaufbahnen, die aber schon seit
einiger Zeit abgeschaltet wurden. Die Firma erneuert gerade und schickt wieder
neue ins All, die dann für die nächsten Jahre wieder die Kommunikation von
Tausenden ermöglichen. Denn, auch wenn solche Satelliten-Telefone etwas
veraltet wirken, gibt es weiterhin Interessenten: Das Militär,
Forschungsexpeditionen, Polarexpeditionen. Eben überall, wo man auf
Satellitenkommunikation zurückgreifen muss.
Für Amateurastronomen bleiben die
Iridium-Satelliten aber gerade wegen einer Sache im Gedächtnis: Die
Iridium-Flares. Was ist ein solcher Flare? Diese Satelliten haben Solar-Panels,
die ihnen Strom liefern. Diese Solar-Panels sind gleichzeitig aber wie ein
Spiegel und sorgen für Lichtreflexionen. Es ist wie, wenn jemand sie mit einer
Uhr blendet. Es gibt noch die Flares, aber sie können nicht mehr vorausgesagt
werden, da die Satelliten abgeschaltet wurden.
Gleichzeitig wurden dieses Jahr neue
Satelliten mit ähnlichem Ziel gestartet: Starlink-Satelliten.
Elon Musk möchte
mit einem weltweiten Netzwerk aus diesen Satelliten Millionen Menschen den
Zugang zum Internet ermöglichen. Die Satelliten sind relativ klein und werden immer in
Paketen von 60 Stück ins All befördert. Im Mai 2019 sind die ersten 60
gestartet worden und alle paar Monate werden weitere ins All geschickt. Erst
vor einigen Tagen wurden wieder neue gestartet und es werden noch viel mehr.
Zur Zeit ist geplant knapp 12.000
Satelliten in den Orbit zu bringen und es gab einen Antrag auf 30.000 mehr.
Ziel ist, dauerhaft 80 Satelliten von jedem Punkt der Erde aus über dem
Horizont zu haben. Diese Menge an Satelliten bringen einige Probleme mit sich:
Beispielsweise geht auf diese Weise der Nachthimmel ein wenig verloren. Viele
Menschen denken, das wären Außerirdische, die sie dort gerade sehen, obwohl es
"nur" wieder 60 neue Starlink-Satelliten sind.
Ich selber konnte bereits am 24. Mai 2019 sehen, wie ein solcher "Startrail" aussieht. Man kann
es gut beschreiben als Perlenkette aus etwa 20 Punkten. Diese Punkte
sind so hell wie die Sterne im großen Wagen und leuchten mal auf, werden wieder
sehr dunkel, wodurch diese Perlkette zu glitzern scheint. Man kann meinen, das
sähe doch schön aus, aber wenn dieses Netzwerk vollendet ist, sind 80 Punkte
einzeln am Himmel zu sehen - überall verteilt. Sonst beschränkte sich die
Anzahl an sichtbaren Satelliten auf meist 20, bald werden es 100 sein.
Ein weiteres Problem sehe ich beim
Kessler-Syndrom. Das klingt nicht nur wie eine Krankheit, sondern verhält sich
auch so. Es geht dabei darum, dass wenn die Umlaufbahnen von Schrotteilen oder
Satelliten sich kreuzen, sie mit so hohen Geschwindigkeiten kollidieren, dass
weitere Schrotteile entstehen. Schrotteile kollidieren weiter mit anderen
Schrotteilen oder Satelliten, wodurch nach und nach der Schaden immer größer
wird. Wegen solchen Schrotteilen müssen andere Satelliten, sowie die ISS, regelmäßig
ausweichen.
Dabei gibt es zwei Probleme: Einmal
werden die Schrotteile immer kleiner, bis sie nicht mehr zu verfolgen sind,
andererseits hat das Kessler-Syndrom auch einen Kipppunkt. Wenn dieser Punkt
überschritten wird, dann werden immer schneller immer mehr Satelliten zerstört,
so dass man die Kontrolle darüber verliert. Je mehr Satelliten im Orbit sind, desto
schneller wird dieser Kipppunkt überschritten. Das Endstadium beim
Kessler-Syndrom ist eine Hülle aus Schrotteilen um die Erde, die eine Art Käfig
für die Menschheit bildet, da die Wahrscheinlichkeit von Schrotteilen getroffen
zu werden zu hoch ist, wenn man da durchfliegt.
Momentan kreisen etwa 2.200 aktive
Satelliten um die Erde, wahrscheinlich aber noch einige Spionagesatelliten,
abertausende größere Schrotteile und vermutlich mehrere Millionen feinster
Schrotteile. Jetzt kommen 12.000 Satelliten hinzu, möglicherweise bis zu
42.000. Der Nutzen dieser basiert auf einem Konzept, das den Iridium-Satelliten
ähnelt - die alten dieser Art wurden nun abgeschaltet.
Kann man wirklich alle 12.000 bis 42.000
Satelliten gleichzeitig überwachen, ohne im Chaos zu enden? Was passiert in 20
Jahren, wenn sie veraltet sind? Werden sie auch unkontrolliert herumtaumeln,
bis sie sich gegenseitig zerstören? Übrigens liegt die
Übertragungsgeschwindigkeit bei 1Gbit/s, was vergleichbar mit 4G ist. Wie lange
dauert es bis das veraltet ist?
v. Mark Woskowski
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