Sonnenuntergang in Kassel (Lara Bendig)

Mittwoch, 13. April 2022

Einstein: Physiker und Philosoph, Teil 9

 Einsteins Kampf gegen die statistische Naturbeschreibung

Teil 2: Der Weg zum Beamen

Bis zum Solvay-Kongress 1930 versuchte Einstein der Quantenmechanik QM innere Widersprüche nachzuweisen. Er erfand Gedankenexperimente, bei denen Eigenschaften gleichzeitig genau messbar waren, die es nach der QM nicht sein durften.

Eines dieser Gedankenexperimente behandelte die Energiemessung im Schwerefeld der Erde. Damit wollte er zeigen, das man gleichzeitig genau eine Energie und den zugehörigen Zeitpunkt messen kann, die Unbestimmtheitsbeziehung der QM zwischen Energie und Zeit also falsch ist. Bohr fand aber in Einsteins Argumenten einen Widerspruch zu Einsteins eigener Allgemeinen Relativitätstheorie.

Danach erkannte Einstein die QM als eine in sich konsistente Theorie an, er hielt sie aber für unvollständig.

Die QM enthält nach Einstein keine inneren Widersprüche, beschreibt aber die Realität nur unvollständig. Und das sei der Grund für die nur möglichen statistischen Aussagen.

Auf der Basis einer Feldtheorie versuchte Einstein eine umfassendere Theorie zu finden, die elektromagnetische und Gravitationsfelder vereinheitlicht. Das gelang ihm nicht. Es ist auch heute noch DAS Ziel der Forschenden, auch wenn sie es auf anderen Wegen als Einstein versuchen.

Einstein befand sich im Widerspruch zu den Forschenden der zwanziger bis fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts, obwohl gerade seine Arbeiten den Weg für akausales, indeterministisches Denken geebnet haben. Aber für Einstein stand hinter jedem statistischen Vorgang eine genau determinierte Ursache.

In einer berühmten, 1935 mit Podolsky und Rosen, veröffentlichten Arbeit, stellt er ein Realitätskriterium auf. Damit begründet er in einem Gedankenexperiment, dass zwei in der QM nicht gleichzeitig messbare Eigenschaften dennoch als reale Elemente der Realität existieren (EPR-Paradoxon).

Damit legt er die gedankliche Grundlage für das, was wir heute Beamen nennen.

Noch heute ist das EPR-Paradoxon Gegenstand intensiver Diskussionen sowohl in Physik als auch Philosophie. Es zeigt, dass die QM eine nichtlokale Theorie ist: Zwei einmal zusammengehörende Objekte sind nie trennbar, auch wenn wir sie an unterschiedliche Stellen im Raum transportieren. Sie bleiben miteinander verschränkt, bilden eine Eigenschaftseinheit.

Manipulationen ihrer Eigenschaften sind instantan bei beiden Objekten wirksam.

Seit 1974 werden diese instantanen Beziehungen experimentell sicher nachgewiesen. Wir müssen unsere Vorstellungen von Realität ändern.

Oder aber die QM steht im Widerspruch zur Relativitätstheorie und ist schlichtweg falsch....

Schon 1949 ahnt Einstein eine solche Situation voraus:

"Die jungen Physiker stellen es sich so vor, dass ich mit stiller Befriedigung auf mein Lebenswerk zurückschaue. Aber es ist ganz anders von der Nähe gesehen. Da ist kein einziger Begriff, von dem ich überzeugt wäre, dass er standhalten wird, und ich fühle mich unsicher, ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg bin."

wird fortgesetzt



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