Sonnenuntergang in Kassel (Lara Bendig)

Samstag, 16. April 2022

Einstein: Physiker und Philosoph, Teil 10

Einsteins Auffassung von der Realität

Teil 1: Wirklichkeit und Realität

Man kann bei Einstein keine Definition von dem finden, was man Realität nennt. 

Er spricht immer von Wirklichkeit, meint damit aber die Realität.

Was ist der Unterschied: Die Wirklichkeit ist das Bild der Welt, was uns unser Gehirn als wirklich konstruiert. Es ist auf Grund der Sinneseindrücke, der gelernten und ererbten Vorstellungen ein konstruiertes Bild der Welt, das uns das Handeln, Entscheiden und die Orientierung ermöglicht.

Die Wirklichkeit gibt es nur in unseren Köpfen. Jedes Lebewesen hat eine eigene Wirklichkeit.

Dem steht die Realität gegenüber, das, was objektiv unabhängig von unserer Wahrnehmung da ist. Ob es die Realität gibt und wie sie "aussieht", entzieht sich unseren Kenntnissen.

Schon Einstein hat diesen Unterschied klar erkannt:

Für ihn ist die Welt objektiv, d.h. sie existiert unabhängig vom (menschlichen) Beobachter. Wir Menschen erfahren diese Welt durch unsere Sinneseindrücke nur indirekt. Unsere physikalische Theorien müssen diesen Wahrnehmungen immer wieder angepasst werden.

Einstein unterscheidet klar zwischen einer real existierenden "Außenwelt", deren Wahrnehmung durch einen Beobachter und unseren Begriffen zu diesen Wahrnehmungen.

Er ist Gegner der Ansicht, dass physikalische Theorien die Realität kopieren. 

Das wird an einem einfachen Beispiel deutlich:

Mathematiker können über verschiedene Axiomensysteme verschiedene Geometrien aufbauen. Erst wenn sich das Vorliegen einer dieser Geometrien durch Beobachtung bestätigt hat, ist ein Kontakt zur Realität, eher eine Wirklichkeit,  hergestellt. Diese Beschreibung muss dann objektiv, d.h. vom Menschen unabhängig sein.

Warum drücke ich mich so vorsichtig aus?

In der Nähe großer Massen liegt eine nichteuklidische Geometrie vor. Aber was steckt real dahinter? Eine echte Krümmung des Raumes in eine höhere Dimension oder einfach eine Änderung der Metrik, d.h. einer inneren Struktur des Raumes? Die Wirklichkeit erweist sich als nichteuklidisch, aber was in der Realität dahinter steckt, bleibt offen: eine innere mathematische Struktur oder eine Einbettung in höhere Dimensionen?

Spannender ist die letzte Interpretation: Und so reden alle von der Raumkrümmung in der Nähe von Massen.

Einstein selbst hat diese einseitige Interpretation kritisiert und abgelehnt, auch wenn er sie selbst in Gesprächen mit Journalisten verwendet hat.

wird fortgesetzt...

Bild: Einstein schreibt den Krümmungstensor an die Tafel




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