Sonnenuntergang in Kassel (Lara Bendig)

Donnerstag, 7. März 2019

Lichtverschmutzung: auch ein kulturelles Problem!

Vor über 50 Jahren habe ich bevorzugt auf einem Schuttberg beobachtet, da wo heute die Umgehungsautobahn A 49 mit der Bundestraße B 83 zusammentrifft.
Die Milchstraße war leicht mit dem freien Auge zu sehen, heute erkennt man von dort nur die hellsten Sterne.

Unsere Städte sind größer, heller geworden, mehr Menschen leben dort und Staub sowie Wasserdampf erschweren den Blick an den Himmel.

Das alles fasst man unter dem Begriff Lichtverschmutzung zusammen.

In meiner Jugend konnte man vom Stadtrand noch ca. 3000 Sterne bis zur Helligkeit 6 mag sehen, heute sind es gut 200 Sterne bis zu 4 mag Helligkeit,  von der Innenstadt aus werden  es nur gut 25 Sterne sein. Die meisten Kasseler Jugendlichen dürften noch nie das Band der Milchstraße oder die Andromedagalaxie mit freiem Auge gesehen haben.
In Europa leben 99% der Menschen unter lichtverschmutztem Himmel und 60% haben keine Möglichkeit die Milchstraße zu sehen.

Der Himmel ist durch zahlreiche künstliche Lichtquellen aufgehellt, entweder strahlen sie direkt nach oben oder der Dunst reflektiert das Licht nach unten zurück.

Da moderne Lichtquellen oft einen hohen Blauanteil haben, stört dies nicht nur die Navigation von Insekten und Vögeln, auch Pflanzen und der Tag/Nacht-Zyklus des Menschen werden negativ beeinflusst.

Für mich schwerwiegender aber ist das kulturelle Problem: Der Anblick des Sternenhimmels ist kein Kulturgut mehr. Wir nehmen uns nicht mehr als Teil eines größeren, gigantischeren Universums war.
Auch Planetarien sind zunehmend nicht mehr in der Lage, das zu kompensieren: Es gibt dort immer weniger ruhige Betrachtungen natürlicher Himmelsphänomene, sondern sehr viel Himmels- Rundum-Action-Shows, die vor unnatürlichen Effekten nur so strotzen.

Es gibt viele Vorschläge, die Lichtverschmutzung einzudämmen (nur nach unten strahlen, Beleuchtungsleistung drosseln, Natriumdampflampen nehmen etc.). Aber ein dunkler Himmel hat nur eine kleine Lobby von Amateurastronomen. Die Berufsastronomen sind längst ausgewandert.....

Das Bild zeigt die weltweite Lichtverschmutzung aus dem Jahr 2016 an, es ist dem New world atlas of artificial night sky brightness von Falchi, Cinzano et.a. entnommen.

Das zweite Bild zeigt die europäische Lichtverschmutzung aus dem Jahr 2012 an (NASA/NOAA).



Es folgen nun einfach Himmelsaufnahmen aus wenig lichtverschmutzten Gebieten:

Chile, La Silla, Atacamawüste, 2400 m, Magellansche Wolken


Chile, La Silla, Atacamawüste, 2400 m, das helle Licht links stammt von der 250 km entfernten Stadt La Serena

Milchstraße, Australien, Outback

Gornergrat, 3100 m, Horizontlicht stammt vom 80 km entfernten Mailand
Gornergratsternwarte 3100 m, rechts das Matterhorn
Stadthimmel Kassel über dem Rammelsberg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentar eingeben