Vollmond im Sommer: Ein beeindruckendes Schauspiel
Erst sehr spät
am Abend wird es dunkel, am 21. Juni haben wir die kürzeste Nacht des Jahres. Blicken
wir Mitte Juni gegen 23.00 Uhr nach Süden so sehen wir dicht über dem Horizont
den Stern Antares im Sternbild Skorpion. Dieser 600 Lichtjahre entfernte
Riesenstern hat einen Durchmesser von 1,1 Milliarden km, stände er an der
Stelle der Sonne würde er bis zum
Planetoidengürtel, also weit hinter die Marsbahn, reichen. Rechts oberhalb von
Antares steht Spica im Sternbild der
Jungfrau. Über Spica leuchtet der rötliche Riesenstern Arkturus im Bootes, rechts oberhalb steht der Große
Wagen, dessen Deichselbogen auf Arkturus zeigt. Dicht am Westhorizont sehen wir
Regulus im Löwen.
Spica besteht aus zwei, von uns 260 Lichtjahre entfernten, Sonnen, die
sich auf einer engen Bahn in 4 Tagen
umkreisen und sich dabei, kaum wahrnehmbar für uns, gegenseitig
bedecken. Der Durchmesser der helleren Sonne ist achtmal größer als der unserer
Sonne, ihre Masse beträgt 11 Sonnenmassen. Dieser Stern wird einmal als
Supernova explodieren und zu einem 10 km großen Neutronenstern schrumpfen. Der
zweite Stern ist etwas kleiner und masseärmer und wird vermutlich wie die Sonne
zu einem Kohlenstoff-Sauerstoff-Stern (Weißer Zwerg) auf Erdgröße schrumpfen.
Anfang Juni konnte
man die junge Mondsichel abends im NW nach Sonnenuntergang sehen. Immer weiter
wandert der Mond nach links, Richtung Süden.
Dabei wächst
seine Sichelgestalt stetig, am Abend des Mo 13.6. sehen wir den Mond im Südosten neben
Antares stehen. Am nächsten Tag, Mi, 14.6. ist um 13.52 Uhr Vollmond, d.h. der
Mond steht der Sonne gegenüber, aber diese wenigen Stunden machen an der vollen
Beleuchtung der Mondkugel wenig aus. Im Prinzip haben wir also zwei
aufeinanderfolgende (fast) Vollmondnächte.
Da der
Vollmond der Sonne gegenüber steht, hat er im Sommer die Position der
Wintersonne am Himmel. Dies liegt an der Neigung der Drehachse der Erde: In unserem
Sommer zeigt die Nordhalbkugel Richtung Sonne. Deshalb sind die Tage lang und
die Sonne steht mittags hoch am Himmel. Im Winter dagegen geht die Sonne im SO
auf, erreicht keine große Höhe über dem Horizont und geht früh wieder im SW
unter.
Und genau so
zieht der Sommer-Vollmond über den Himmel, so wie die Wintersonne.
Da die
Mondbahn noch einmal 5 Grad gegen die Erdbahn geneigt ist, schwankt die Südhöhe
des Sommervollmondes zwischen 10 Grad und 20 Grad, während der Vollmond im
Winter bis zu 66 Grad über dem Horizont stehen kann, ein gewaltiger
Unterschied.
Am 13. und
14.6. steht der Mond nochmal 4 Grad unterhalb der Erdbahn, ist also besonders
tief am Himmel zu sehen, nur etwa 11°
über dem Horizont.
Abends sieht
man den Mond im SO aufgehen und in der Morgendämmerung geht er dann im SW
wieder unter.
Der niedrigstehende
Sommervollmond ist sehr auffällig: Da das Mondlicht wegen der niedrigen Höhe
einen längeren Weg durch die Erdatmosphäre zurücklegen muss, erscheint er uns
deutlich röter als im Winter oder bei Halbmond.
Zwangsweise sehen wir den Sommer-Vollmond oft zwischen Häusern und Bäumen dicht am Horizont
stehen. Dann erscheint er uns besonders groß. Aber hier spielen uns unser Gehirn und unser
Wahrnehmungssystem einen Streich. Das kann man auf zwei Arten überprüfen:
Fotografieren Sie den scheinbar riesigen Mond…auf dem Bild ist nur ein kleiner
Lichtfleck zu sehen. Oder strecken Sie ihren Arm aus und bedecken Sie den
Vollmond mit einer Fingerkuppe. Wenn Sie das auch bei einem höher stehenden
Vollmond machen, merken Sie, dass es keinen Unterschied gibt.
An diesem Morgen wird man alle 5 hellen Planeten sehen können: Venus
neben der Mondsichel, links unterhalb davon der Merkur, dann folgt nach rechts
bis zum Süden hin: Mars, Jupiter und Saturn.
Da lohnt es sich schon einmal, den Wecker zu stellen.
Sternkarte (15. Juni, 23.00 Uhr, Bernd
Holstein, AAK)
Merkur: Taucht gegen Monatsende als Morgenstern auf
Venus: ist noch als Morgenstern im ONO zu sehen
Mars: in der 2 Nachthälfte im Osten
Jupiter: geht vor Mars auf
Saturn: gegen Mitternacht im SO
Aktuelle Informationen:
Sternwarte auf dem SFN: Bei klarem Himmel freitags um 22 Uhr geöffnet. Voranmeldung unter info@sfn-kassel.de erbeten.
Sternenführung auf dem Dörnberg: 4.6., 22.30 Uhr bei wolkenfreiem Himmel (Treffpunkt: Erster Parkplatz)
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