Nach über 6 Jahren sehen wir in Nordhessen wieder eine Sonnenfinsternis
Endlich können wir am Donnerstag,
10. Juni von Nordhessen aus sehen, wie der Neumond sich vor die Sonnenscheibe
schiebt und wenigstens einen kleinen Teil von ihr (etwa 12%) bedeckt.
Um 11.28 Uhr kann man erkennen,
wie der Mond von oben rechts her die Sonnenscheibe berührt, um 12.29 Uhr ist dann
die maximale Bedeckung erreicht und um 13.33 Uhr verlässt die Mondscheibe am
linken oberen Rand die Sonne. Es wird genau der obere Teil der Sonnenscheibe
abgedeckt.
Es muss Neumond sein!
Bei einer Sonnenfinsternis fällt
der Schatten des Mondes auf die Erde. Das kann natürlich nur bei Neumond
passieren. Obwohl alle 29,5 Tage Neumond ist, gibt es nicht jeden Monat eine
Sonnenfinsternis, da die Mondbahn um 5 Grad gegen die Erdbahn geneigt ist.
Deshalb fällt der Mondschatten meist über oder unter die Erde. Nur zweimal im
Jahr steht der Mond bei Neumond auch auf der Höhe der Erdbahn und sein Schatten
kann die Oberfläche unseres Planeten treffen. 2021 ist dies im Juni und Dezember
der Fall. Dieses halbjährige Auftreten
von Finsternissen gilt aber nur näherungsweise: Wegen der Anziehungskraft
unserer Sonne kippt die Mondbahn. Deshalb finden jedes Jahr die Finsternisse 3
Wochen früher statt.
Sonnenfinsternisse sind häufig
auch von Mondfinsternissen begleitet: Zwei Wochen vor und nach einer
Sonnenfinsternis kann der Vollmond in den Erdschatten eintreten und verfinstert
werden, so wie dieses Jahr im Mai und November.
Sonnenfinsternisse sind häufig,
aber selten zu beobachten
Eine Sonnenfinsternis tritt auf,
wenn der Schatten des Neumondes irgendwo auf die Erde auftrifft. Für eine Mondfinsternis
muss der Vollmond in den schmaleren Erdschatten eintauchen. Deswegen sind
Sonnenfinsternisse um 60% häufiger als Mondfinsternisse. Da aber der
Mondschatten immer nur auf einen schmalen Streifen der Erde fällt und eine
Mondfinsternis von der gesamten Nachthälfte aus zu sehen ist, sieht man
zum Beispiel von Kassel aus eine Sonnenfinsternis viel seltener als eine
Mondfinsternis. Sechs Jahre haben wir auf diese Verfinsterung der Sonne warten
müssen!
Der Tod von Hi und Ho
Die Stellungen von Erde, Sonne
und Mond zueinander wiederholen sich alle 18 Jahre und 10 Tage, allerdings
immer mit einer Verspätung von 8 Stunden. Dies führt zu einem Finsterniszyklus,
dem Saros-Zyklus, der schon seit Jahrtausenden bekannt ist.
Finsternisse können sich nur ca. 70-mal
innerhalb eines Zyklus wiederholen und laufen danach aus dem Zyklus hinaus oder
es entstehen neue Finsterniszyklen mit neuen Finsterniskonstellationen. Dies
mussten vor fast 5000 Jahren die chinesischen Hof -Astronomen Hi und Ho
mit dem Tod bezahlen. Sie wurden der Legende nach hingerichtet, weil sie eine
Finsternis eines neuen Zyklus nicht vorhersagen (konnten). Heute ist das Leben
von Astronomen nicht mehr so gefährlich!
Aber bei der Beobachtung einer
Sonnenfinsternis muss man trotzdem sehr vorsichtig sein , damit
die Augen nicht gefährdet werden.
Beobachtungstipps
Auf keinen Fall mit irgendeinem optischen Gerät in die Sonne oder ihre Nähe sehen. Das kann zu einem dauerhaften Verlust des Augenlichtes führen. Der Blick durch ein Fernglas bedeutet Erblindung! Auch mit freiem Auge sollte man nur sehr kurz blinzelnd zur Sonne schauen. Notwendig sind gekreuzte Polarisationsfilter (Fotoausrüstung) oder Sonnenfinsternisbrillen für längere Beobachtungen oder notfalls rußgeschwärzte Gläser oder Rettungsfolien für einen kurzen Blick mit freiem Auge.
Abendlicher Sternenhimmel
Nach der Sonnenfinsternis taucht die schmale Mondsichel abends im NW auf und wandert an Venus (12.6.) und Mars (13.6.) vorbei. Vor allem Venus sieht man gut als Abendstern im NW, allerdings dicht am Horizont. Mars wird etwa ab 22.30 Uhr sichtbar, die Sterne erst nach 23.00 Uhr. (Sternkarte: Bernd Holstein, AAK)
Angebot zur Beobachtung der Sonnenfinsternis
Das Schülerforschungszentrum Nordhessen SFN (Parkstr.16) veranstaltet zusammen mit dem Astronomischen Arbeitskreis Kassel eine Online-Beobachtung der Finsternis.
Das komplette Angebot ist unter
sfn-kassel.de/sonnenfinsternis am 10.6. von 11 Uhr bis 13.30 Uhr zu erreichen.
Neben vielen Hinweisen und Videos
zur Sonnenfinsternis gibt es folgende Livestreams:
11.10 bis 11.30 Uhr Vortrag KP
Haupt: Wie entsteht eine Sonnenfinsternis und was sieht man da?
12.30 bis 12.50 Uhr Vortrag KP
Haupt: Finsterniszyklen oder wie können Astronomen Sonnenfinsternisse überleben?
13.15 bis 13.30 Uhr Vortrag Jonas
Plum: Überblick über die nächsten Sonnenfinsternisse
11.15 Uhr bis 13.30 Uhr Mark
Woskowski: Live dabei! Die
Sonnenfinsternis live aus der Sternwarte auf dem SFN, auch im Licht von
Wasserstoff, mit Erläuterungen alle 15 Minuten, nur bei Sonnenschein
Planeten im Juni
Merkur: unsichtbar, dicht bei der
Sonne
Venus: Abendstern bis etwa 23 Uhr
im NW
Mars: geht bald nach
Dämmerungsende abends im NW unter
Jupiter und Saturn: Aufgang im SO
immer früher, am Monatsende gegen Mitternacht
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